Prostitution ist keine Sklaverei. Prostitution ist eine berufliche Tätigkeit, bei der sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt angeboten werden. Ein solches Geschäft beruht auf Freiwilligkeit. Gibt es keine Einwilligung zu sexuellen Handlungen, so handelt es sich nicht um Prostitution. Denn Sex gegen den Willen der Beteiligten ist Vergewaltigung. Das ist auch dann ein Straftatbestand, wenn dabei Geld den Besitzer wechselt.
Prostitution ist nicht gleich Menschenhandel. Nicht nur deutsche Frauen, sondern auch Migrant_innen sind überwiegend freiwillig und selbstbestimmt in der Sexarbeit tätig. Prostituierte, egal welcher Herkunft, pauschal zu Opfern zu erklären, ist ein Akt der Diskriminierung.
Entgegen vieler Behauptungen ist das Prostitutionsgesetz nicht für den Menschenhandel in Deutschland verantwortlich. Wie aus dem Lagebericht "Menschenhandel" des BKAs hervorgeht, hat die Zahl der identifizierten Opfer seit seiner Einführung sogar abgenommen. Auch in Neuseeland, wo Prostitution seit 2003 als Arbeit anerkannt ist, ist keine Zunahme des Menschenhandels zu verzeichnen.
Zu den Faktoren, die Menschenhandel begünstigen, zählen globale Ungleichheiten, restriktive Migrationsgesetze sowie die Rechtlosigkeit der Betroffenen. Eine erfolgreiche Bekämpfung von Menschenhandel erfordert umfassende strukturelle Reformen auf globaler Ebene und einen menschenrechtsbasierten Ansatz.
Eine Kriminalisierung der Kund_innen, die erotische Dienstleistungen in Anspruch nehmen, ist zur Lösung dieser Probleme ungeeignet. Das sogenannte "Schwedische Modell" hat zwar die sichtbare Straßenprostitution verdrängt, aber weder die Prostitution an sich, noch den Menschenhandel nachweislich reduziert. Die Arbeitsbedingungen haben sich indes extrem verschlechtert. Dänemark und Schottland lehnen die Einführung des "Schwedischen Modells" bereits ab.
Vor über 10 Jahren wurde durch das Prostitutionsgesetz den Sexarbeiter/innen erstmals Rechte in Deutschland eingeräumt. Das Bild von unserem Berufsstand hat sich aber kaum geändert. Die Diskriminierung und Stigmatisierung ist nicht geringer geworden. Immer noch wird Freiwilligkeit in der Prostitution als ganz große Ausnahme gesehen. Immer noch müssen wir alle gerettet werden. Immer noch werden wir automatisch mit Kriminalität in Zusammenhang gebracht. Alle reden über uns, aber keiner redet mit uns. (...) Deshalb treten wir jetzt öffentlich auf. Sprecht uns an. Fragt uns. Es braucht ein neues Bild von Sexarbeit Ein realistisches Bild, das mit den gängigen Vorurteilen nichts mehr gemein hat.
(...) In den Talkshows wird unser Berufsstand momentan heiß diskutiert, denn das Prostitutionsgesetz gilt als gescheitert. Verschärfungen sollen her. Angeblich soll das Gesetz uns nichts gebracht haben, sondern nur den Menschenhändlern und Bordellbesitzern in die Hände gespielt haben. (...) Wie kann es sein, dass Halbwahrheiten für Fakten gehalten werden? Wie kann es sein, dass diese Halbwahrheiten überhaupt nicht hinterfragt werden?