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"Männerbeben" ist durchs Lektorat
Mein Buch „Männerbeben“, der Nachfolgetitel zu „Sind Frauen bessere Menschen?“, hat inzwischen das Lektorat hinter sich gelassen. Ich war hier zunächst etwas skeptisch: Die erste Lektorin, die sich damals „Sind Frauen bessere Menschen?“ vorgenommen hatte, hat, so wurde mir erzählt, die Arbeit daran zwischendrin entnervt hingeschmissen, weil sie mit dem Buch offenbar inhaltlich nicht klarkam. Die Lektorin, die ich nun für „Männerbeben“ ausgewählt hatte, Irena Böttcher, ist zwar eine sehr sympathische und intelligente Frau, aber geschlechterpolitisch hatte ich eher nicht den Eindruck, mit ihr auf einer Linie zu sein, und ich glaube, sie hat es als eine Art persönlicher Marotte von mir betrachtet, wenn ich in andere Bücher immer wieder maskulistische Gedanken einfließen ließ. Aber da eine Lektorin ja vor allem kritisch sein soll, war mir eine Zusammenarbeit mit ihr auch vor diesem Hintergrund sehr recht.
Nach dem Lektorat teilte sie mir ihre Einschätzung zu dem Buch mit und stellte mir frei, sie unter der Nennung ihres Namens zu bloggen:
Nein, ich bin keine Maskulistin. Aber ich schätze Arne Hoffmanns scharfen Verstand genug, mich mit seinen Darstellungen auseinanderzusetzen. Ich sehe in meinem eigenen Leben und im Leben vieler anderer Frauen noch immer starre Strukturen, die an den meisten Stellen Männer begünstigen und Frauen benachteiligen. Frauen heute haben an vielen Stellen Aufgaben, Lasten, Verantwortungen, die denen der Männer gleichen – und sind doch in ihrem „ureigenen“ Bereich – Kinder und Küche – noch immer weitgehend allein gelassen.
Wenn sich nach vielen Jahrhunderten, in denen Frauen völlig zurückgedrängt waren, in den letzten 20, 30, 40 Jahren die Verhältnisse an einigen Stellen im Grunde genommen ungerecht zu Lasten der Männer entwickelt haben, ist dies kein Grund, im Sinne einer angestrebten Gleichheit beider Geschlechter Frauen dort nicht mehr zu unterstützen und zu fördern, wo sie in der Realität des Alltags oft genug noch immer den Kürzeren ziehen.
Trotzdem sind die überzeugenden Argumente in diesem Buch, nüchtern und sachlich vorgetragen, Dinge, an denen wir nicht einfach blind oder achselzuckend vorbeigehen sollten. Das Pendel der Machtverhältnisse – das bestimmt nie stehen bleiben wird, und schon gar nicht an einer Stelle, mit der wenigstens die Mehrheit einverstanden wäre – darf nicht erst erschreckend weit in die andere Richtung ausschlagen, bevor man seinen Schwung zu mäßigen versucht.
Und auch wenn viele Maskulisten meiner Meinung nach nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit sehen und zeigen – dies gilt letztlich für alle Überzeugungen.
Bilden Sie sich Ihre eigene – aber lesen Sie auf jeden Fall dieses Buch.
Einige von euch werden zweifellos sagen: „Na, hundertprozentig auf Linie ist sie aber noch nicht.“ Dem unbenommen bin ich von dieser Reaktion durchaus angetan. Ich glaube nicht, dass ein Mensch von jetzt auf gleich seine Grundüberzeugungen aufgibt, nur weil er mal ein bestimmtes Buch gelesen hat. Irena gehört inzwischen zu den Leuten, die mir Links für Genderama zumailen, sie erwähnt in Telefongesprächen ganz selbstverständlich männerpolitische Fachbegriffe wie den „lace curtain“, und insgesamt scheint ihr Bewusstsein für bestimmte Unsäglichkeiten geschärft. Zum Beispiel wies sie mich während ihres Lektorats auf die Website zu einer Radiosendung hin, in der es um häusliche Gewalt ging, und fand es vorbildlich, wie geschlechtsneutral dieses Thema dort dargestellt wurde – worauf sie später um so schockierter war, als in der Sendung selbst „häusliche Gewalt“ mal wieder automatisch Männergewalt bedeutete. Man scheint also durchaus etwas erreichen zu können, wenn man die Leute erst mal auf bestimmte Dinge aufmerksam macht.
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