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Lichtjahre
Ab und zu erreicht mich von einem von euch die Frage, wie sich das eigentlich mit meinem Buch „Männerbeben“ so entwickle. Nachdem ich mittlerweile als Autor recht gut etabliert bin, hatte ich eigentlich gehofft, ein Revival meiner 80-Verlage-Odyssee, die ich mit „Sind Frauen bessere Menschen?“ erlebte, vermeiden zu können. Was „Männerbeben“ anging, hatten dann auch einige größere Verlage starkes Interesse angekündigt, diese schreckten aber im letzten Moment doch noch zurück.
Um mal ein wenig zu illustrieren, womit man sich als Autor so herumschlagen muss, hier auszugsweise zwei Mails eines bekannten Publikumsverlags, der sich auf seiner Website als ein Verlag darstellt, den insbesondere ungewöhnliche, „gegen den Strich gebürstete“ Bücher interessieren, Bücher, die „für Überzeugungen und menschliche Werte“ stünden und dabei „nicht nur anregen, sondern ganz bewusst auch aufregen“ wollten, wobei sie aktuelle Trends in der Gesellschaft aufspüren und Debatten auslösen sollten. Das klingt eigentlich vielversprechend für ein Projekt wie „Männerbeben“. Dementsprechend erreichte mich am 9. Mai auch folgende freundliche Mail aus dem Lektorat:
Lieber Herr Hoffmann, verzeihen Sie meine späte Rückmeldung. Ihr Exposé finden wir höchst spannend, das Thema ist großartig, und Sie bringen die nötige Kompetenz mit, ein solches Buch zu schreiben. Wir würden uns nur noch etwas mehr Material wünschen, gibt es schon Textproben etc, die Sie uns schicken könnten?
Nachdem ich der Lektorin mein Manuskript geschickt hatte, erreichte mich am 29. Mai folgende Antwort:
Lieber Herr Hoffmann, nun haben wir – endlich – gelesen, und leider läuft es trotz Interesse am Thema auf eine Absage hinaus. Es scheint uns nämlich, dass Sie für einen Publikumsverlag wie den unseren fast schon zu "tief" in der Materie drin sind, der gemeine Leser befindet sich, was die Männerbewegung anbelangt, noch Lichtjahre vor Ihrem Buch, wenn Sie verstehen, was ich meine. Daher ist es hinsichtlich unserer Zielgruppe nichts für uns, das bitte ich Sie zu verstehen. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass Sie mit Ihrem Werk hervorragende und gründliche Arbeit geleistet haben. Viel Erfolg mit Ihrem Manuskript wünsche ich Ihnen, herzlichst ...
Hm. Nun bin ich ja normalerweise eher zweckoptimistisch, was die langfristige männerpolitische Entwicklung dieser Gesellschaft angeht, aber auch ich komme nicht drum herum zu sagen: Aus der Sicht von Männerrechtlern sind solche Antworten einfach scheiße. Im Endeffekt bedeuten sie, ein Buch, das die Anliegen von Männern darlegt, hat nur dann eine Chance, bei einem großen Publikumsverlag zu erscheinen, wenn sein Anspruch und das Niveau seiner Argumente dermaßen eingedampft ist, dass sie in Talkshows und Feuilleton-Artikeln leicht widerlegt werden können. Sobald der Anspruch nur minimal zu hoch ist (und „Männerbeben“ ist kein Fachbuch, sondern vom Niveau her mit diesem Blog oder „Sind Frauen bessere Menschen?“ zu vergleichen), dann können sie nur in Verlagen erscheinen, die keine größere Öffentlichkeit erreichen.
Ich für meinen Teil habe allerdings keine Lust, aus meinem Buch eine anspruchslosere, weniger tiefgehende Beschäftigung mit dem Geschlechterthema zu machen, nur weil ich damit bessere Verkaufschancen hätte. Bevor man sich´s versieht, findet man sich andernfalls auf dem Niveau von Alice Schwarzer und Co. wieder. Deshalb habe ich mich jetzt doch für die Veröffentlichung bei einem Kleinverlag entschieden, wo es auch sehr gut ins politische Gesamtprogramm passt. Dass es bei einem Bucherfolg nicht ausschließlich auf die Größe des Verlages ankommt, zeigt mir nicht zuletzt der Absatz meines Ratgebers „Sex für Fortgeschrittene“, für den es inzwischen auch schon die erste Lizenzanfrage eines sehr bekannten Verlages gibt (ein Verlag, der das Manuskript noch abgelehnt hatte, als ich es ihm vor Jahren angeboten hatte). Gerade bei neuen Themen lassen große Verlage ja ganz gerne kleinere die Wasser testen, und versuchen dazuzustoßen, sobald sich ein Erfolg abzeichnet. Aber hat auch „Männerbeben“ das Zeug, sich erfolgreich auf dem Markt zu behaupten? Hoffen wir das Beste!
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