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Men's Health: "Rettet die Kerle von morgen"
In ihrer aktuellen Juli-Ausgabe widmet die Zeitschrift "Men's Health" einen langen Artikel der Benachteiligung von Jungen. Zwei Auszüge:
Die Gründe für den Absturz der Jungen sind vielschichtig. Ein Punkt ist die Mädchenförderung: Seit den 1970er-Jahren werden Mädchen in Deutschland gezielt unterstützt, besonders in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern, um beim seinerzeit erkannten Geschlechterunterschied in puncto Bildungsstand gegenzusteuern. Auf die spezifischen Probleme von Jungs – zum Beispiel Lese- oder Schreibschwierigkeiten – wurde und wird bis heute nicht eingegangen. Das gleiche sich schon wieder aus, heißt es oft. (…)
Keiner der Kritiker will die Arbeit der Pädagoginnen diskreditieren oder ihre Leistungen in Abrede stellen. Aber können sie alles anbieten, was Jungs brauchen – vor allem eine männliche Ansprache? Eher nicht. Diktate werden über Bienchen im Frühlingsgarten statt über Piraten in der Todesbucht geschrieben, Nacherzählungen handeln nie vom letzten Spiel der Bayern, in der Textaufgabe geht es um Obst, nicht um Kanonenkugeln.
Leider gibt es in dem Artikel auch einige schlechte Passagen. So wird ein Erziehungswissenschaftler zitiert, der die Krise zu verharmlosen versucht und dabei einigen Blödsinn erzählt, so etwa:
Dass der Einfluss mehrheitlich weiblicher Lehrkräfte Jungen in ihrer Entwicklung beeinflusse, könne man so einfach nicht sagen. Es gäbe keine wissenschaftliche Studie, die das so eindeutig belegt.
Tatsächlich fand die Soziologin Heike Diefenbach heraus: "Je höher der Anteil von Grundschullehrerinnen ist, desto größer die Nachteile von Jungen." Und schon vor Jahrzehnten gab es ein Aufsehen erregendes Experiment an der Universität von Los Angeles: Dort wurde zweiundsiebzig Jungen und sechzig Mädchen mithilfe einer Lernmaschine Lesen und Schreiben beigebracht. Beide Geschlechter nahmen das Gerät gleich gut an. Als man den Lernfortschritt ermittelte, schnitten die Mädchen insgesamt jedoch schlechter ab als die Jungen. Daraufhin erhielten die Kinder normalen Leseunterricht im Klassenzimmer – von Lehrerinnen. Wieder wurde die Zahl der gelernten Worte in einem Test ermittelt. Jetzt schnitten die Jungen schlechter ab.
Und auch der Schluss des Men's-Health-Artikels ist unglücklich:
Professor Wassilios Fthenakis, Entwicklungspsychologe an der Uni Bozen, geht gar so weit zu behaupten, dass System dahintersteckt: Pädagoginnen benachteiligten Jungen gezielt und verpassten ihnen bei gleicher Leistung schlechtere Zensuren. Die Schule, ein Ort der Jungendiskriminierung? Hoffentlich nicht.
Dass Jungen für die gleiche Leistung schlechtere Zensuren erhalten ist natürlich keine persönliche Vermutung von Professor Fthenakis. Dies zeigte sich schon 1996 in der Hamburger Lern-Ausgangs-Untersuchung (LAU), wurde 2005 mit der IGLU-Studie bestätigt und 2007 in einer Studie des Bildungsministeriums ("Bildungs(Miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen") aufgegriffen. Im Jahr 2009 mahnte der Aktionsrat Bildung, dass die Ungleichheit zu Lasten der Jungen "die Grenzen des rechtlich und moralisch Hinnehmbaren" überschreite.
Hier kann man Men's Health mit Lob und Kritik zu diesem Artikel erreichen.
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