Benachteiligung von Jungen seit über zehn Jahren bekannt
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Benachteiligung von Jungen seit über zehn Jahren bekannt


Ein aufmerksamer Leser von "Rettet meine Söhne" weist mich darauf hin, dass mein Buch strenggenommen irreführend und gegenüber der Untätigkeit unserer Politiker noch zu gutwillig ist. So heißt es in meinem Buch auf Seite 104

(…) dass Jungen, wie schon erwähnt, für dieselbe Leistung schlechtere Noten erhalten als Mädchen. Bereits 2007 wurde eine Studie des österreichischen Erziehungswissenschaftlers Ferdinand Eder veröffentlicht, die dies belegte. Als mögliche Gründe gab Eder als Grund für diese ungleiche Notenverteilung seitens der Lehrer eine versteckte "Rache" für schlechtes Benehmen der sozial weniger anpassungsfähigen Jungen an, und das wiederum hätte etwas damit zu tun, dass das Erziehungswesen mittlerweile von Frauen dominiert werde.

[Ende 2007] stellte das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Untersuchung mit dem Titel "Bildungs(Miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen" online, die die Erkenntnisse aus dem Nachbarland bestätigte. In ihr finden sich so aussagekräftige Sätze wie: "Für den Übergang in weiterführenden Schulen hat die Lern-Ausgangs-Untersuchung (LAU) in Hamburg herausgefunden, dass Jungen nicht nur generell seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten, auch bei gleichen Noten werden sie seltener von den Lehrkräften für gymnasialgeeignet angesehen als Mädchen." Oder auch: "In allen Fächern erhalten Jungen auch bei gleichen Kompetenzen schlechtere Noten."


Diese Passage erweckt den Eindruck: Davon, dass Jungen für dieselbe Leistung schlechtere Noten erhalten als Mädchen, wisse man erst seit 2007 bzw. erst seit der IGLU-Studie von 2005.

Tatsächlich stammt die vom Bildungsministerium 2007 angeführte Hamburger Lern-Ausgangs-Untersuchung (LAU) aber aus den Jahren 1996! Und sie steht sogar online. Hier findet man das entsprechende Kapitel. Einige der Kernsätze darin lauten:

Das negative Vorzeichen beim weiblichen Geschlecht zeigt an, daß Mädchen unter sonst gleichen Voraussetzungen die besseren Noten bekommen, womit die vorhandenen Leistungsunterschiede für das Fach Deutsch in der Zensurenverteilung noch verstärkt werden


Ebenfalls verdient es Erwähnung, daß wiederum Mädchen (wie übrigens auch Migrantenkinder, wenn auch in schwächerem Maße) etwas besser zensiert werden, als es ihre mathematischen Testleistungen nahelegen.


In der Geschlechterfrage zeigt sich, daß die wesentlich häufigere Empfehlung von Mädchen für das Gymnasium ausweislich der Testergebnisse allenfalls teilweise durch ein höheres Leistungsniveau begründet werden kann. Von einer Benachteiligung kann jedenfalls nicht die Rede sein, und zwar auch dann nicht, wenn man weitere denkbare Einflüsse in die statistische Analyse einbezieht.


Ende der neunziger Jahre war, wenn es um Schule und Geschlecht ging, allerdings nur von eben jener vermeintlichen Benachteiligung der Mädchen die Rede. Politikerinnen wie Gabriele Behler, damals Ministerin für Schule und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen, sprachen gar von einem "heimlichen Lehrplan", demzufolge Lehrkräfte Jungen unbewusst förderten. Die tatsächlich vorliegenden Forschungsergebnisse wurden im Überschwang des Zeitgeistes komplett ignoriert.




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