Autos
Lesermail (einseitige Vergewaltigungsstudie)
Von zwei Genderama-Lesern habe ich heute Mails wegen einer Studie über sexuelle Gewalt in Asien bzw. die Berichterstattung darüber erhalten. In der ersten Mail heißt es:
Auf dieStandard.at wird mal wieder über eine Vergewaltigungsstudie berichtet, die dieses mal aber geradezu bizarr in ihrer Einseitigkeit ist.
Dabei wurde nicht direkt nach Vergewaltigungen gefragt, sondern indrekt mit Fragen wie "Hatten Sie schonmal Sex mit einer Frau, die für eine Zustimmung zu betrunken war?"
Das meiner Meinung nach Absurde daran ist, dass bei der diesen Definitionen für Vergewaltigung ganz unumstritten auch Frauen Vergewaltigerinnen sein können, aber diese Idee offenbar nicht einmal angedacht wird.
Ob es ein Zufall ist, dass so ein Artikel ausgerechnet am Kommentarfreien Dienstag erscheint?
Die zweite Mail bezieht sich auf einen Spiegel-Online-Artikel über diese Untersuchung: "Gewalt-Studie in Asien: Jeder vierte Mann hat seine Partnerin vergewaltigt". Dieser Leser schreibt mir:
Besonders getroffen hat mich dieser Satz: "Außerdem tendieren Männer, die als Kind selbst Opfer sexueller Gewalt wurden, eher dazu, später selbst übergriffig zu werden - ein weiterer Anknüpfungspunkt für Präventionsarbeit"
Ich bin selbst als Kind sexuell missbraucht worden und genau die obige Einstellung hat mir sehr große Probleme gemacht. Ich habe es schon erlebt, dass ein Therapeut mich in ein Aggressionstraining schicken wollte, nachdem er sonst zu dem Thema sehr schweigsam war. Für mich steht fest: Nie wieder Therapie. Der Junge als Opfer ist egal; was zählt, ist der potentielle Täter in der Zukunft. In einer (nicht repräsentativen) Stichprobe wurde einmal ermittelt, dass 0% (!!!) der interviewten Männer therapeutische Behandlung aufsuchen – kein Wunder! Ich kann das echt nicht mehr hören.
Die Definitionen, die in der Studie verwendet wurden, erinnern an die Conflict-Tactic-Scale von Professor Murray Straus et. al. – allerdings nur auf Frauen angewendet. Zudem wird in der deutschen Übersetzung von "Vergewaltigung" gesprochen. Der Begriff wird so in den Definitionen aber gar nicht verwendet. Es werden alle Formen sexueller Gewalt und Nötigungen subsumiert, die – wie wir wissen – durchaus auch eine relevante Zahl von Männern erleben.
Es freut mich, dass immerhin die Leser dieses Blogs gelernt haben, männerfeindliche "Studien" zu hinterfragen. Jetzt müsste dieselbe Kompetenz nur noch in unseren Medien insgesamt entstehen.
Veja Também:
-
Journalistinnen Am Rand Der Verzweiflung: Leser Lassen Sich Nicht Mehr Verarschen
Durch etliche Zeitungen wird heute mal wieder eine pseudowissenschaftliche "Studie" geheizt, der zufolge jede dritte Frau Opfer von Gewalt werde. Es braucht nicht viel, um diesen Unsinn zu zerpflücken. Christian Schmidt und seine Leser zum Beispiel tun...
-
Lesermail (medienpropaganda Mit "gewaltstudie")
Einer meiner Leser schreibt mir zu diesem Genderama-Beitrag: Die Zusammenfassung der Studie (mit Erhebungsmethode) habe ich nach sehr langem Suchen hinter zehn Ecken hier gefunden. Ich habe daraus den Fragenkatalog extrahiert. Man muss dabei bedenken,...
-
Sexuelle Übergriffe Bei Der Bundeswehr: Was Unsere Medien Verschweigen
Im Gefolge der aktuellen Bundeswehr-Studie sind auch sexuelle Übergriffe bei unserer Armee wieder ein Thema in unseren Medien. Geliefert wird uns aber, wie gewohnt, nicht das ganze Bild – dafür ist der Pöbel in den Blogs und Kommentarspalten da,...
-
Lesermail (was Österreichs "standard" Zensiert)
Einer meiner Leser schreibt mir heute: Als Wahlwiener schreibe ich gerne und viel in den Kommentaren des Standards, einer der eher besseren Zeitungen hier. Nachdem auf DIEStandard.at (der feministischen Ecke der Zeitung) dann aber ein regelmäßiger...
-
Nach Genderama-beitrag: Spiegel-online Korrigiert Sich
Heute morgen berichtete Genderama darüber, dass es in einem aktuellen Artikel Matthias Kaufmanns auf Spiegel-Online hieß: Tatsächlich werden Frauen immer wieder Ziel von sexueller Belästigung, etwa am Arbeitsplatz. Eine Studie für die Antidiskriminierungsstelle...
Veja mais em:
Autos