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Bericht über den Iran-Infoabend in Luzern
Am Mittwoch fand in Luzern der Ifoabend unter dem Motto "Iran – Zwischen Propaganda und Realität" statt. Das Interesse über den Iran mehr zu erfahren war sehr gross, denn der Saal war bis auf den letzten Platz mit knapp 100 Teilnehmern gefüllt. Es mussten sogar Interessenten die nicht sich angemeldet hatten leider abgewiesen werden. Die Gelegenheit den Vortrag des iranischen Botschafter Alireza Salari zuzuhören, ihm Fragen zu stellen und persönlich kennen zu lernen, war ein Publikumsmagnet.

Als Einstieg hielt Professor Dr. theol. Walter Bühlmann einen Diavortrag über die Kulturschätze des Iran und erklärte den Zuhörern die lange historische Geschichte des Landes, die tausende Jahre zurückgeht. Eindrücklich war seine Erläuterung wie tolerant und harmonisch der Vielvölkerstaat mit den drei monotheistischen Religionen umgeht. Als Theologe erklärte er, der Ursprung des Alten Testament und auch später wichtige Teile des Koran stammen aus dem Iran.

Was vielen Zuhörern eher unbekannt war, mit rund 75 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 1.648.195 Quadratkilometern zählt der Iran zu den 20 bevölkerungsreichsten und grössten Staaten der Welt. Trotz der Grösse hat das Land seit mindestens 150 Jahren keinen Krieg von sich aus geführt und immer versucht mit seinen Nachbarn friedlich auszukommen.
Dann hielt der Botschafter seine halbstündige Rede, in dem er die Geschichte des Iran beschrieb und er nahm dabei auch Bezug auf die langen und guten Beziehungen zur Schweiz. So datiert der erste Schweizerisch-Iranische Handelsvertrag auf 1872 zurück. Herr Salari erklärte, das iranische Volk hätte mehrmals versucht sich eine Demokratie zu geben, was aber nach kurzer Zeit durch die Westmächte immer wieder beendet wurde. Der Iran war Anfang 1900 zum Beispiel die erste Demokratie auf dem asiatischen Kontinent.

Während des I. und II. Weltkrieg war der Iran von fremden Mächten besetzt, obwohl das Land sich als neutral deklarierte. Der Ölreichtum war schon lange ein Grund den Iran unter ausländischer Herrschaft zu kontrollieren und auszubeuten. So besetzten britische und sowjetische Truppen im Rahmen der anglo-sowjetischen Invasion, wenig später auch 30.000 US-Soldaten, im August 1941 den neutralen Iran. Die Sowjetunion nahm elf Tonnen Gold beim Abzug ihrer Truppen nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus Iran mit. Die Briten demontierten ganze Fabriken und verschifften sie nach England.
1951 wurde Mohammad Mossadegh durch das Parlament zum Premierminister gewählt, der eine Verstaatlichung der Ölindustrie zum Wohle der Bevölkerung dann vollzog. Es sollte eine nationale iranische Ölgesellschaft gegründet werden, um das Kartell der internationalen Ölgesellschaften aufzubrechen, und Rohöl oder raffiniertes Öl auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Am meisten davon betroffen wurde die private Anglo-Iranian Oil Company, aus der später Britsch Petroleum (BP) wurde.
Grossbritannien reagierte mit einer Seeblockade und fuhr Kriegsschiffe in den Persischen Golf, um die Ölexporte zu unterbinden. Das heisst, der Iran ist nicht nur seit 33 Jahren, sondern schon seit langem durch Sanktionen des Westens immer wieder geschädigt worden. Im April 1953 beschlossen der damalige CIA-Direktor Allen W. Dulles zusammen mit dem britischen Geheimdienst einen Putsch durchzuführen. Dieser lief unter dem Namen "Operation Ajax".
Am 19. August 1953 kam es zu inszenierten Pro-Schah-Demonstrationen und die Polizei- und Militäreinheiten schlossen sich den Mossadeghgegnern an und stürmten Aussenministerium, Polizeizentrale und Hauptquartier des Armee-Generalstabs. Am 22. August kehrte der Schah vom selbst auferlegten Exil in Rom zurück und wurde zum Diktator, zur Marionette von Washington und London, der dann das Land zur Ausplünderung durch den Westen Tür und Tor öffnete.
Bis 1979 herrschte der Schah in Saus und Braus brutal mit seiner verhassten Geheimpolizei Savak. Die Islamische Revolution fand dann statt, der Schah wurde abgesetzt und die diktatorische Monarchie beendet. Am 1. Februar kam der Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini aus dem Exils in Paris nach Teheran zurück und wurde dort von Millionen Iranern begeistert empfangen.
Am 31. März 1979 fand ein Volksentscheid statt, in dem eine überwältigende Mehrheit (97 % Ja-Stimmen) für die Islamische Republik und damit für den Zusammenschluss von Religion und Staat sich aussprachen. Es wurde eine neue Verfassung ausgearbeitet, für die dann am 2. April 1979 18 Mio. Wahlberechtigte mit 97 Prozent Ja stimmten. Botschafter Salari bezeichnete den Iran mit dieser Zustimmung der Bevölkerung als „
die legitimste Demokratie überhaupt“.
Gleich nach der Revolution begann der Westen einen Wirtschaftskrieg gegen den Iran und es wurden Sanktionen verhängt. Laut dem Botschafter animierte Washington den Diktator des Irak, Saddam Hussein, 1980 einen Krieg gegen den Iran zu führen, weil das Land durch die Revolution und den Sanktionen geschwächt wäre und er mit seinen Panzern mit Leichtigkeit bis Teheran durchstossen könnte. Nur, die Iraner leisteten trotz Unterlegenheit erbitterten Widerstand und der Krieg dauerte bis August 1988 an.
Mehrmals setzten die Truppen von Saddam Hussein Giftgas ein, das er vom Westen geliefert bekam. Insgesamt sind auf iranischer Seite 500'000 Menschen in den 8 Jahren Krieg gestorben.
Seit dem wird der Iran ständig mit einem Krieg durch Israel und den Vereinigten Staaten bedroht. Der Botschafter machte darauf aufmerksam, dass es immer wieder Kräfte gäbe, die sich selbst demokratisch nennen und dabei jedoch nichts unversucht liessen, um die Iranische Regierung zu sabotieren und destabilisieren. Die daraus resultierenden Sanktionen und Einschränkungen hätten aber zur Folge, dass die Iranische Bevölkerung weitgehend sanktionsresistent geworden sei, und sich auch mit der aktuellen Situation zurechtfinde.
Nach seinem Vortrag fand eine Fragerunde statt. Neben Botschafter Salari und Prof. Bühlmann, beantworte auch Alt-Nationalrat Dominique Baettig die Fragen aus Schweizer Sicht, moderiert von Vital Burger.

Die wichtigsten Aussagen die Herr Salari dabei machte hatten aktuellen Bezug. Er verkündete die Nachricht, in den kommenden Monaten findet das Treffen der Blockfreien Staaten in Teheran statt und der Iran hat den Vorsitz. Er meinte, diese Vereinigung besteht aus 118 Staaten von den insgesamt 198 UN-Mitgliedsländern. Das heisst, es wäre völlig arrogant und überheblich, wenn die USA und die EU so tun, wie wenn sie für die ganze Weltgemeinschaft sprechen würden. Der Iran wird von vielen unabhängigen Ländern unterstützt.
Es gab auch harte Fragen vom Publikum. So zum Beispiel, was der Botschafter zu der hohen Zahl an Todesurteilen im Iran sagt und wie er diese erklärt. Herr Salari antwortete, 90 Prozent würden gegen hochkriminelle Drogenhändler ausgesprochen. Da der Iran eine Durchgangsroute für den Drogenhandel nach Europa ist, würden sehr viele Drogenschmuggler aus Afghanistan und Pakistan ins Land kommen. Diese wären keine Einzeltäter, sondern gut organisierte und schwerst bewaffnete militarisierte Banden. Beim Kampf gegen den Drogenschmuggel würden viele Mitglieder der iranischen Sicherheitskräfte ihr Leben verlieren. Die Gesetzgeber sind der Meinung, diese Verbrecher, die hunderttausende Opfer auf dem Gewissen haben, kann man nur mit der Todesstrafe begegnen.
Zur Erinnerung, in Afghanistan findet unter NATO-Aufsicht und Schutz der grösste Opium-Anbau der Welt statt. Wer ist also für den Drogenhandel wirklich verantwortlich? Wenn Washington als Hauptbesatzer es wollte, könnte dieser sofort beendet werden. Nur sie wollen ja nicht, im Gegenteil, es ist das lukratives Geschäft überhaupt und es wird eine Rekordernte nach der andere eingefahren.
Zum Schluss ging Botschafter Salari auf die wenigen Gegendemonstranten ein, welche sich am frühen Abend auf dem Bahnhofsplatz eingefunden haben, um gegen den Anlass zu protestieren. Salari betonte, dass es sehr wichtig sei, den Diskurs auch mit Kritikern und Oppositionellen zu pflegen. Er erwähnte, dass er - wenn es nach ihm gegangen wäre - auch die Gegendemonstranten am Informationsanlass hätte teilnehmen lassen, sofern es sich dabei um Kritiker handle, die ihre Anliegen in einer konstruktiven Form vorbringen könnten.

Dass dies leider nicht der Fall war, haben diese jedoch vorgängig bereits bewiesen. Ihr destruktives Verhalten zeigte sich im Vorfeld zum Anlass, als im Internet dazu aufgerufen wurde, die Betreiber des Saals mit Protest E-Mails dazu zu bewegen, den Veranstalter Info8.ch die Räumlichkeiten zu stornieren. Ausserdem versuchten einige Demonstranten den Zugang zum Saal zu erzwingen, obwohl er voll war und sie keine Anmeldung hatten. Dieses Vorgehen erinnert an Nazi-Methoden und hat mit Demokratie, das Recht auf Versammlungsfreiheit und freier Meinungsäusserung nichts zu tun.
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