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Die Welt: "Richter demontiert Tuğçes Bild als Jeanne d'Arc"
Dass die 2014 bei einer Auseinandersetzung vor einem McDonald ums Leben gekommene Studentin Tuğçe Albayrak, schon bald nach ihrem Tod zu einer feministischen Ikone wurde, hat wohl niemanden überrascht. Zu verlockend waren wohl die zügig gegenderten Umstände ihres Todes: heldenhafte Frau wird Opfer von brutalem Macho. Im Gegensatz zur feministischen Phantasie ist die Wirklichkeit aber oft komplexer. "Die Welt": berichtet über den Prozess und über einen Richter, der sich "einfachen Denkmustern" widersetzt:
Das Darmstädter Landgericht hat offenkundig nicht die Absicht, Tuğçe Albayrak auf jenem Sockel stehen zu lassen, auf den sie die Öffentlichkeit nach ihrem Tod gehoben hatte. (...) Böse gegen Gut, Monster gegen Engel, Nichtsnutz gegen Hoffnungsträgerin: Die verweigerte Integration hat die gelungene mit einem Schlag zerstört. Aber geboren wurde der Nation in dieser Nacht eine Heldin, eine Jeanne d'Arc der Zivilcourage.
Nur ist das Leben kein Filmset, die Realität nicht schwarz und weiß. Wie schon beim Tod von Dominik Brunner gibt es auch hier viel mehr Grautöne, als es die ersten aufgeregten Zeugenschilderungen vermuten ließen. Das hat der Prozess offenbart. Prompt ließ das Interesse an diesem Tod, der noch vor Kurzem die ganze Republik bewegte, spürbar nach. Zu einer Mahnwache vor dem Landgericht kamen statt der erwarteten 350 Menschen nur 35. Die sozialen Netzwerke lassen die Verhandlung links liegen, im Gerichtssaal bleiben Zuschauerplätze frei. Vermutlich wird es erst dann wieder zu heftigen Empörungswellen kommen, wenn das Urteil gesprochen ist – und nach Meinung vieler zu milde ausfällt. Nicht wenige würden den 18 Jahre alten Täter Sanel M. am liebsten lebenslang im Knast sehen oder sogar niedergeprügelt und tot wie Tuğçe.
Hier findet man den vollständigen Artikel.
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