Argentinien ist das Musterbeispiel für ein Land, in der die Bevölkerung ihrer Währung und ihrer Regierung nicht traut. Wegen der Inflation von mindestens 25 Prozent versucht jeder der kann die Pesos die man übrig hat in etwas wertbeständigem umzutauschen. Die Regierung versucht mit ihrem Sparprogramm, genannt "Sintonia fina" oder "Feintuning", die fiskalischen Probleme des Landes zu lösen. Dazu gehören die Erhöhung der Gebühren für die öffentlichen Dienste, die teilweise sehr subventioniert wurden, Einschränkung der Lohnerhöhungen, Einschränkung der Importe und eine Reorganisation der Staatsbetriebe.
Mit der hohen Teuerung ist der Ruf die Löhne und Gehälter auch entsprechend zu erhöhen sehr gross. So haben Gewerkschaften in den Jahren 2010 und 2011 mit Tarifabschlüssen Lohnsteigerungen zwischen 25 und 30 Prozent durchgesetzt. Wegen dem Rückgang der Währungsreserven durch die negative Aussenhandelsbilanz hat der Wirtschaftsminister Guillermo Moreno Massnahmen beschlossen, um den Ankauf von Fremdwährungen und die Einfuhr von Gütern aus dem Ausland zu verhindern. Das heisst, die Importeure bekommen nur sehr wenige Dollars und Euros um Waren einzuführen, wenn überhaupt. So will man den heimischen Markt und die Hersteller schützen.
Auch die Argentinier die ins Ausland reisen bekommen nur geringe Mengen an Fremdwährungen. In einem Fall wurde mir erzählt, für einen Aufenthalt in Europa von 14 Tage nur 40 Euro. Wenn man eine Kreditkarte im Ausland benutzt, dann schlagen die Behörden eine Steuer von 15 Prozent auf die Rechnung drauf. Banküberweisungen ins Ausland sind fast unmöglich oder sehr schwierig geworden. Der Immobilienmarkt wird praktisch nur in Dollars abgewickelt. Die Häuser und Wohnungen werden nur gegen Fremwährung verkauft, denn niemand will grössere Beträge in Pesos halten, wegen der schnellen Entwertung.
So findet ein Kampf zwischen der Regierung und der Bevölkerung statt, in dem der Staat die Devisen im Land behalten will, den Import einschränkt und den Export fördert, und die Menschen ihr übriges Geld gegen die Inflation durch Umtausch schützen wollen. Es ist schwierig Dollar oder Euro zu kaufen, obwohl man auf der Avenida Florida, der Shoppingmeile von Buenos Aires, alle paar Meter wegen "Gambio" angesprochen wird. Die Schwarzhändler verlangen ca. 25 Prozent mehr als der offizielle Bankkurs. Dabei muss man aufpassen, dass man nicht Falschgeld angedreht bekommt, denn das ist auch ein Problem.
Gold kann man scheinbar überhaupt keins mehr kaufen. Ich hab nämlich meine Bekannten hier gefragt, warum sie überhaupt Dollars und Euros wollen, diese Währungen sind ja auch im Sinkflug und verlieren ständig an Wert. Mindestens 1 Prozent pro Monat realistisch gesehen. Wenn Sicherung des Geldes gegen einen Verlust, dann doch gleich mit Edelmetall. Entweder ist ihnen diese Möglichkeit nicht bewusst oder es geht gar nicht, weil keine Bank Gold verkauft. Es wäre wenn überhaupt sowieso nur gegen Fremdwährungen möglich und da haben wir es wieder.
Jedenfalls beschäftigen sich die Menschen hier viel mehr mit dem Thema Schutz vor Inflation als in Europa. Dort hat man ja noch Vertrauen in den Euro (lach) und guckt einfach zu wie er dahin schmilzt. Was die EZB und die Bundesregierung erzählt, von wegen 2,5 Prozent Teuerung und der Euro ist stabil, ist doch voll gelogen. Alle Fiat-Währungen verlieren an Kaufkraft, die einen mehr und die anderen weniger. Wenn Draghi und Bernanke ihr "unlimitiertes" Gelddrucken wie angekündigt umsetzen, dann geht es richtig los mit der Inflation. Argentinien ist heute wie es bald bei uns aussehen wird.
Die Menschen hier sind im Zwiespalt zwischen einem Patriotismus, dem Ignorieren der Probleme und es ist nicht so schlimm, und dem Wissen, sie werden von den korrupten Politikern beschissen und müssen selber schauen wie sie überleben.
Die Skyline von Buenos Aires mit Wolkenkratzer:
nd
Alte Häuser mit dem tollsten Kabelsalat:
Das Viertel von Boca, berühmt für den Fussball:
Das Hafenviertel:
Da die argentinische Regierung den Flug von Helikoptern der TV-Sender über Buenos Aires verboten hat, um die Grösse der Demonstration vom 8. November nicht zu zeigen, haben findige Amateure ihre Drohne mit Kamera hochsteigen lassen:
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