"Schwarzer ekelt EMMA-Chefin raus"
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"Schwarzer ekelt EMMA-Chefin raus"


"Das Image des Feminismus ist ziemlich abschreckend. Was ihm fehlt, sorry, ist Humor und Sexappeal." Dass diese Sätze von der Chefin der EMMA stammen könnten, _der_ Zeitschrift des deutschen Feminismus, hätte man vor wenigen Tagen noch für unmöglich gehalten. Da hieß die Chefin noch Alice Schwarzer.


So berichtete Ende letzten Jahres Heide Oestreich in der "tageszeitung" über den Führungswechsel in der EMMA-Chefredaktion. Aber schon damals ahnte Oestreich nicht nur Gutes:

Einen eigenen politischen Standpunkt hat Schwarzer ihren Untergebenen bisher aber kaum zugestanden. Doch auch dieses Phänomen ist Ortgies nicht fremd: Über "She-Devils" oder "Bienenköniginnen" an Unternehmensspitzen, die die anderen Königinnen eliminieren, schreibt sie, sie könnten Firmen teuer zustehen kommen: gedämpfte Produktivität, fehlende Effizienz.


Nachdem gestern gemeldet wurde, dass Lisa Ortgies und Alice Schwarzers EMMA in Zukunft wieder getrennte Wege gehen, habe ich heute morgen mal ein paar Dutzend Beiträge in Zeitungen und Blogs durchforstet, was und wie darüber berichtet wurde, um einen Extrakt der interessanteren Passagen zu erstellen.

Der Berliner "Tagesspiegel" schreibt:

Offensichtlich hat sie es in der „Emma“-Redaktion in Köln nicht mehr ausgehalten. Und hatte wohl auch gar keine Chance, als neue Chefredakteurin überhaupt anzukommen. In der aktuellen „Emma“-Ausgabe Mai/Juni taucht Ortgies im Impressum nicht auf – obwohl sie offiziell seit dem 1. Mai Chefredakteurin ist. Stattdessen wird dort unter Redaktion noch immer Schwarzers Name als erster genannt. Die Herausgeberin könne ihr Heft nicht loslassen, heißt es aus Ortgies Umfeld.


Im Hamburger "Abendblatt" heißt es:

Unterschiedliche Darstellungsweisen - doch weder Alice Schwarzer noch Lisa Ortgies waren am Freitag zu einer persönlichen Stellungnahme bereit. Verschwörungstheorien sind zu hören: Sollte mit der prominenten Personalie die Zeitschrift ins Gespräch gebracht werden? Die Auflage des Zwei-Monatsblattes liegt bei 40.000 Exemplaren, rund 57 Prozent der Deutschen kennen "Emma".


Die "Frankfurter Rundschau" meldet (im ersten Satz geht es natürlich um Alice Schwarzer):

Und wer sie kritisierte, bekam umgehend sein Fett weg. So nannte sie engagierte, junge Frauen abfällig "Wellness-Feministinnen", als ihr Anfang Mai von Harald Schmidt in Frankfurt der Börne-Preis verliehen wurde. Und Lisa Ortgies, die offenbar andere Vorstellungen hatte, wie die Zukunft des Blattes aussehen solle und neue, weniger feministische Rubriken (moderne Frauenliteratur, -musik) einführen wollte, erweist sich als nicht "geeignet". Außerdem sei sie unkollegial, weil sie, wie es in der Pressemitteilung heißt, an "die Öffentlichkeit" gegangen ist. "Im Interesse von Lisa Ortgies", heißt es da noch, wolle sich die Redaktion der Emma allerdings nicht zu weiteren Einzelheiten äußern. Das ist ein böses Nachtreten, vor allem wenn man um die Gepflogenheiten der Branche weiß, in der selbst nach fiesen internen Streitereien und echten Entlassungen nach außen hin doch häufig noch von einer "einvernehmlichen Trennung" die Rede ist.

Für die Emma, Auflage rund 40000, arbeitet ein Frauen-Clan, der größtenteils unbeirrt hinter seiner Herausgeberin steht. Wer die nervenaufreibenden Produktionen und Schwarzers Stil nicht erträgt, geht - die Fluktuation sei in den vergangenen Jahren hoch gewesen, sagte eine ehemalige Mitarbeiterin. Die, die bleiben, stehen mehr als treu hinter dem Magazin und Alice Schwarzer, die bis zu acht Mal pro Heft auf Fotos zu sehen ist und zu wichtigen Jubiläen gerne auch mal das Cover ziert. Sie sei eben das "Pferd, das immer in die Manege muss", seufzte sie noch im Winter bei einer Veranstaltung in München. Das Kichern kam aus der ersten Reihe, dort saßen die Emma-Redakteurinnen.


"Der Versuch, die Zeitschrift von Alice Schwarzer zu emanzipieren, ist damit gescheitert" befindet zu Ortgies Rauswurf kurz und knapp die Netzeitung.

In den Kommentaren feministischer Blogs (z. B. im Genderblog) scheint die Mehrheit in diesem Konflikt eher Lisa Ortgies als Alice Schwarzer zuzuneigen. "LOL, die 'Glass Ceiling' gibt’s also auch bei der Emma" kommentiert augenzwinkernd eine Leserin (ein Leser?) der "Mädchenmannschaft".

Auch Heide Oestreich äußert sich noch einmal zu diesem Thema. Ihren Artikel finde ich allerdings so interessant, dass ich ihn eigentlich im Volltext zitieren müsste, was Frau Oestreich vermutlich nicht recht wäre. Lest ihn also am besten hier im Original.




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