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"Im Grunde ist es ein Wunder, dass es noch so viele seelisch gesunde Jungen gibt"
In Erziehung und Schule habe sich eine "Wohlfühl-Kuschel-Pädagogik eingeschlichen, die den kleinen Jungs gewaltig auf die Nerven geht", behauptet der Erzeihungswissenschaftler Wolfgang Bergmann im Interview mit Spiegel-Online. Das liege nicht nur daran, dass im pädagogischen Bereich weit überwiegend Frauen tätig seien.
Es geht aber mehr um diese generelle Antigewalt-, Antikörperlichkeit-, Antimännlichkeitserziehung. Auch die männlichen Pädagogen haben ja dieses seltsame Umhüllungs- und Friedensideal soweit übernommen, dass es schnurz ist, ob ein Mann oder eine Frau verantwortlich ist. Wenn heute im Kindergarten beim Ballspielen eine Fensterscheibe zu Bruch geht, wird doch sofort der Morgenkreis einberufen. Jungen haben heute kaum noch die Fähigkeit, sich selbst in ihrer Körperlichkeit, in ihrer männlichen Durchsetzungsfähigkeit kennenzulernen. Sie werden mit Teilen ihrer Männlichkeit überhaupt nicht mehr bekannt.
Und trotzdem sieht Bergmann – allen Medienpalavern zum Trotz – noch immer die Männer und nicht die Frauen auf der Siegerstraße:
Schauen Sie sich doch mal die moderne Kultur an: Internet, globale Wirtschaft, Börsengeschehen, die ganze digital durchwirkte Gesellschaft - das ist eine reine Männerproduktion. Es gibt bei der Entwicklung des Internets und den digitalen Technologien keine bedeutenden weiblichen Anteile. Unsere Wirklichkeit besteht aus reinen Männerfantasien. Es ist nämlich gerade nicht so, dass die Gesellschaft die Männer an den Rand gedrängt hat, im Gegenteil: Was wir heute erleben, ist die Fortsetzung und Zementierung der Männerkultur mit digitalen Mitteln. Die Frauen sind nicht zufällig noch immer nicht in den Spitzenpositionen angekommen. Sie bewegen sich lediglich hervorragend in einem Bildungsideal, das gar nicht mehr zeitgemäß ist. Die Jungs sind da schon längst wieder weiter. Das wird die männliche Dominanz fortschreiben.
Denn schließlich sei es doch so:
Von den antiken Philosophen bis zur digitalen Revolution der Neuzeit, all diese fantastischen, Zeit und Raum überspringenden Welten, all das ist doch eine durchgängige Geschichte des männlichen Geistes. Und die Jungen von heute schließen sich sowohl biologisch wie mental daran an. Nur merkt das niemand. Das ist ein somatisch unbewusster Vorgang - eine lange Menschheitsgeschichte, die sich mit jeder Generation fortsetzt. Daran wird auch die propagandastärkste Emanzipation nichts ändern.
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