Was lernen Männerrechtler aus dem Untergang der Piraten?
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Was lernen Männerrechtler aus dem Untergang der Piraten?


Lucas Schoppe hat sich das Debakel der Piratenpartei näher angeschaut. Dabei macht er darauf aufmerksam, dass es, so wie bei den Piraten eine Fraktion um Oliver Höfinghoff und Julia Schramm existiert, die versucht, die Piraten so weit in das extrem linke Spektrum zu ziehen wie möglich, es in der Männerszene auch eine Fraktion gibt, die die Bewegung mit ihrer Hetze auf Schwule, Linke, Frauen und Zuwanderer so weit nach rechts ziehen möchte wie nur irgend möglich und der dieses rechte Weltbild wesentlich wichtiger ist als ein erfolgreiches Engagement für Männer. Wäre diese Fraktion erfolgreich, wäre die Männerbewegung für die breite Mehrheit in keiner Form anschlussfähig oder auch nur als Diskussionspartner vorstellbar, sondern würde dasselbe Schicksal erleiden wie die Piraten. Insofern ist es interessant, sich anzuschauen, warum bei den Piraten eine kleine Randfraktion geschafft hat, der gesamten Crew ihre Meinung aufzuzwingen:

Ein Grund ist möglicherweise der, dass das formale Ideal der offenen Diskussion nicht ausreicht, sondern dass es auch so etwas Konservatives und Biederes wie einen gemeinsamen Wertekanon braucht, der die offene Diskussion schützt vor Akteuren, die sie für Partikularinteressen kapern.

Eine ganz vorsichtige, sehr kleine Versicherung solcher gemeinsamer Werte waren in der Männerbewegung beispielsweise die Blogparaden: So allgemein und bruchstückhaft die Gemeinsamkeit der Solidarität mit Homosexuellen und des Zweifels an festgelegten Geschlechterrollen war, so war diese Gemeinsamkeit doch ein Zeichen gegen Positionen, deren Vertreter sonst ihrerseits bereitwillig Andersdenkende des Gespräches verweisen – ein zumindest kleines Zeichen gegen Schwulenfeinde und gegen Vertreter zementierter Geschlechterbilder.

Die Bereitschaft, sich zu wehren und die offene Debatte zu verteidigen gegen diejenigen, die diese Offenheit dazu missbrauchen, ihrerseits Ausschlüsse Andersdenkender zu organisieren – diese Bereitschaft hat den Piraten offenbar gefehlt.


Auch wenn Schoppe die Versicherung eines gemeinsamen Wertekanons in der Männerbewegung als "ganz vorsichtig" und "sehr klein" bezeichnet, bin ich froh darüber und stolz darauf, dass die Männerbewegung anders als die Piraten der Vereinnahmung durch Radikale überhaupt Paroli bietet. Dass es solche Radikalinskis in der Männerszene überhaupt gibt, wurde vom politischen Gegner für seine Zwecke ja weidlich genug ausgeschlachtet. Natürlich könnte man sich hier noch mehr wünschen – gerade von den männerpolitischen NGOs – aber die Blogparaden waren und sind in der Tat wenigstens ein Zeichen in diese Richtung.

Nicht weniger relevant für den Niedergang der Piraten ist aber auch ein weiterer Aspekt, den Schoppe anspricht:

Eine zweite Bedingung für die Selbstversenkung der Piraten ist aber möglicherweise noch wichtiger. Die Diskussion im Internet ist wichtig, um sich unabhängig machen zu können von etablierten Institutionen und Parteien. Die Gemeinschaft, die dadurch entsteht, ist aber fragil und begrenzt.

"Preaching to the choir" – im Internet werden vorwiegend diejenigen erreicht, die ohnehin schon aufmerksam, interessiert oder vielleicht auch überzeugt sind. Das Internet kann ein enorm wichtiges Hilfsmittel sein – aber wer auf Dauer erfolgreich sein und seine Position nicht nur jeweils Gleichgesinnten oder Fast-Gleichgesinnten vortragen möchte, wer also seine Position im Austausch mit Gleichgültigen oder Menschen ganz anderer Meinung überprüfen will, dem wird dies kaum allein im Netz gelingen.




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