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University of Oxford: "Religion ist keine Entschuldigung, den Penis eines Babys zu verstümmeln"
Wenn ich heute morgen meine Tageszeitung lese, habe ich den Eindruck, dass das Kölner Urteil gegen Genitalverstümmelung bei Jungen von praktisch jedem, der etwas dazu zu sagen hat, als "skandalös" verurteilt wird. Dem ist natürlich nicht so; unsere Medien filtern nur einmal mehr sehr stark. Bemerkenswerter ist allerdings, dass dieses Urteil inzwischen international diskutiert wird. Eine klare Stellungnahme dazu findet man beispielsweise auf "Practical Ethics", einem Blog, das vom Fachbereich Philosophie der Universität Oxford betrieben wird. Dort heißt es:
'But other grown-up babies may not feel this way. What of Jewish (or Muslim) children who reject their parents’ faith? Who don’t believe in God? Or who do believe in a God, but in a loving one—say, one who would never mandate the genital mutilation of babies? Those grown-up babies have had their penises irreversibly scarred in the service of beliefs they do not hold as adults. Surely there is room for the legal system of a pluralistic society to determine that these babies have a right to bodily integrity and are entitled to make decisions about their own penises when they are mentally competent to do so.
(...) “Culture” cannot justify the nonconsensual genital cutting of babies. Neither can religion. Even if I sincerely believed that the creator of the universe had commanded me to remove genital tissue from my son without his permission, I would have to decline on ethical grounds. "God told me to do it" is simply not an acceptable replacement for moral reasoning in the modern era. The German court ruled rightly.'
Hier findet man den vollständigen Artikel. Er verweist unter anderem auf eine Website der Juden gegen Beschneidung. Allerdings kennt man es bereits aus anderen Debatten, dass Leute wie Dieter Graumann ihre Meinung als sakrosankt und jede Abweichung als "antisemitisch" darstellen. Bekanntlich habe ich dazu bereits einiges geschrieben. Normalerweise hinterfragen deutsche Journalisten diesen Narzissmus allerdings nicht – die Angst, sich in die Nesseln zu setzen und selbst mit idiotischen Anschuldigungen diffamiert zu werden, ist offenbar zu groß.
Ist damit zu rechnen, dass Karlsruhe das Urteil auf politischen und medialen Druck hin wieder kassiert? Leider ja. Wird die inzwischen eingetretene internationale Debatte dadurch verstummen? Wohl kaum.
Nachtrag: Ein Leser und Mitstreiter weist mich gerade darauf hin, dass die Frankfurter Allgemeine das Kölner Urteil ausdrücklich begrüßt.
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