Der arabische TV-Sender Al Jazeera beschuldigt die NATO, sie würde ihre Berichterstattung über Afghanistan unterdrücken, nach dem zwei ihrer Kameramänner verhaftet wurden. Beide sind Afghanen. Rahmatullah Nekzad wurden in der südlichen Provinz Kandahar und Mohammed Nader südlich der Hauptstadt Kabul am Dienstag in Gewahrsam genommen. Die ISAF behauptet, sie hätten Informationen, die Journalisten hätten Verbindung zu dem Propagandanetzwerk der Taliban und beschuldigten sie „Propagandisten und verdächtige Ermöglicher der Taliban Medienpropaganda“ zu sein.
Al Jazeera hat offiziell alle Unterstellungen, ihre Reporter seien eine Sicherheitsbedrohung, zurückgewiesen. „Das hat nichts mit Sicherheit zu tun. Sie sind nur ihrer Arbeit nachgegangen,“ sagte Mustafa Souag, der Direktor der Nachrichtenabteilung bei Al Jazeera. „Wir glauben sie sind unschuldig und verlangen ihre sofortige Freilassung.“
Offizielle des TV-Sender sagten, in Zusammenhang mit ihrer Arbeit hätten die Kameramänner umfangreiche Kontakte einerseits zu Regierungsstellen, aber auch zu den Taliban. Aber, in Einhaltung der Firmenpolitik, waren sie nie bei der Planung von Angriffen anwesend. Souag verlangte, die ISAF solle konkrete Beweise für ihre Beschuldigungen gegen die zwei Journalisten vorlegen.
“Wir möchten das sie erklären, warum sie verhaftet wurden und welche Beweise sie haben,” sagte er. „Wir glauben, es ist weil sie versuchten der Weltgemeinschaft zu zeigen was hier abgeht.”
Anthony Mills vom Internationale Pressinstitut in Genf (IPI), welches sich schon seit 60 Jahren für die Pressefreiheit einsetzt fragte, “was bedeutet das ein ‚Propagandist’ oder ‚Ermöglicher von Informationsnetzwerken’ zu sein? Wenn man Journalist ist, dann sollte eine Berichterstattung über die andere Seite nicht als Verbrechen eingestuft werden.“
Die Nachrichtenorganisationen des Inland und des Ausland werden zunehmend bedrängt. Das ISAF-Kommando und die afghanische Regierung zeigen immer mehr Missfallen über deren Berichterstattung der Gewalt im Lande, sagte Miller. Vergangene Woche hat der afghanische Geheimdienst den Chef der Journalistenvereinigung der Kapisa Provinz verhaftet. Es wurde keine Grund dafür angegeben.
Al Jazeera sagt, ihr Sender ist das Ziel von Abhöraktionen durch amerikanische Geheimdienste, die routinemässig die Kommunikation zwischen Kabul und Qatar überwachen. Ausserdem wurde die Zentrale in Qatar vom ISAF-Kommando in Kabul unter Druck gesetzt, ihre redaktionelle Einstellung zu ändern.
Der Sender hat mehrmals die Aufmerksamkeit der von den USA geführten Streitkräfte in Afghanistan und im Irak auf sich gezogen. Während der Invasion Afghanistans 2001 wurde das Büro von Al Jazeera in Kabul durch amerikanische Bomben zerstört, ein Angriff den der Sender als absichtlich bezeichnet. 2003 wurde ein Kameramann von Al Jazeera im Irak durch US-Soldaten verhaftet und nach Guantanamo verfrachtet, wo er sechs Jahre ohne Anklage sass, bis er freigelassen wurde.
Die Familie von Nekzad, der auch Fotos und Videos an die Nachrichtenagentur Associated Press lieferte sagte, bei der Verhaftung durch ISAF-Soldaten wäre er geschlagen und seine Kameraausrüstung zerstört worden, ausserdem hätten sie die ganzen Ersparnisse der Familie von 4'000 Dollar gestohlen.
Kommentar: Das Pentagon hat vom Vietnamkrieg gelernt. Damals hat die einigermassen freie Berichterstattung über die Gräueltaten an der vietnamesischen Bevölkerung die Fernsehzuschauer in der Heimat aufgeschreckt und sie veranlasst das Ende des Kriegs zu verlangen. Seit dem darf die Press nur in der Truppe „eingebettet“ sein und nur das sehen und melden was ihnen vom Militär gestattet wird. Journalisten die sich dieser Regel entziehen und unabhängig berichten wollen, werden früher oder später „entfernt“.
Was sehen wir von den Kriegen im TV? Fast nichts. Deshalb auch die völlige Gleichgültigkeit der westlichen Zuschauer über die Verbrechen die in ihrem Namen dort verübt werden. Sie bekommen nur ein einseitiges Bild und reine Propaganda serviert.
Zur Erinnerung, das sogenannte Apache-Video, welches Wikileaks veröffentlichte, zeigt wie zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters kaltblütig mit Maschinengewehrsalven in Bagdad aus der Luft niedermetzelt wurden. Im Irak sind seit Kriegsbeginn 2003 mindestens 354 Journalisten in Ausübung ihrer Arbeit getötet worden, davon 32 Frauen. Wie viele es in Afghanistan sind ist nicht genau bekannt, weil niemand anscheinend darüber Buch führt.
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