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Kritik an feministischer Zensur von "Hart aber fair" nimmt zu
Noch immer sorgt die Entscheidung des WDR-Rundfunkrats, eine für Feministinnen ungünstig verlaufene Talkshow aus dem Verkehr zu ziehen, für erheblichen Unmut. Dabei hat die Kritik über das Wochenende hinweg sogar noch zugenommen.
So befindet die Frankfurter Allgemeine Zeitung, der WDR leiste mit seinem Kniefall vor der feministischen Lobby einen journalistischen Offenbarungseid:
Mag der öffentlich-rechtliche Rundfunk sonst um den möglichst langen Verbleib seiner Beiträge im Internet heftig kämpfen, vollzieht der WDR in diesem Fall, was Lobbygruppen gerne sehen: Der Sender zensiert sich selbst, um weiteren Ärger zu vermeiden. Er stellt einen prominenten Mitarbeiter bloß und nimmt den Zuschauern die Möglichkeit, sich selbst ein Urteil zu bilden. Ein krasseres Versagen einer journalistischen Institution ist kaum denkbar. Der WDR verzichtet freiwillig auf die Presse- und Meinungsfreiheit nach Artikel 5 des Grundgesetzes. (...) Wo die Diskussion beginnen müsste, blendet sich der Sender aus und kniet vor denen nieder, die Andersdenken Sprechverbote erteilen wollen. So sieht ein journalistischer Offenbarungseid aus.
Politiker laufen Sturm gegen ARD-Zensur titelt der FOCUS und weist in seinem Beitrag unter anderem auf die Empörung der CDU-Vorsitzenden Julia Klöckner hin. Auch ein Mitglied der SPD und des Rundfunkrats selbst werden genannt. Die BILD-Zeitung berichtet in ihrem Artikel Proteststurm gegen ARD-Zensur, dass es inzwischen sogar aus den Reihen der Grünen Kritik daran gebe.
Aus Telepolis behandelt man die mangelnde Ethik der ARD-Gremien ironisch. Die Kritik des Frauenrates,
der WDR habe Gäste der Show "anscheinend eingeladen, um Spott und Häme zu verbreiten", und die Fragen, die sie erreichten, hätten "keinen anderen Zweck, als das Thema unbeleckt jeder Fachlichkeit lächerlich zu machen", erscheint schwer nachvollziehbar. Bei einer Diskussion zum Thema Gleichstellung der Geschlechter ist es völlig normal, auch eine Feministin einzuladen. Auch Grünen-Politiker Toni Hofreiter hatte durchaus auch Vernünftiges von sich gegeben, dem Biologen ist ferner zuzutrauen, den Unterschied zwischen solider Frauenpolitik und Feminismus zu erkennen.
Der Rundfunkrat hätte respektieren müssen, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, das regelmäßig Platz für Religionen und Esoterik bietet, auch Raum für feministische Weltanschauungen sein muss. Wenig überzeugend ist auch die Einlassung, die Redaktion habe zur Kenntnis nehmen müssen, "dass viele Frauen die Sendung offenbar anders empfunden haben, als sie gemeint war". Denn einerseits ist die unterschiedliche Perspektive bei ideologischen und religiösen Themen immer gegeben, zum anderen ist die Reduktion auf "Frauen" als TV-Zuschauer selbstredend sexistisch.
Zwar kann man verstehen, dass dem WDR Jahrzehnte nach Überwindung des Feminismus eine entsprechende Programmentscheidung so peinlich ist wie ProSieben seinerzeit die UFO-Show. Dennoch sind Zensur und Vertuschung für einen solchen Missgriff ein erstaunlich unsouveräner Umgang mit Meinungs- und Rundfunkfreiheit, an der nun einmal auch feministische Gemüter teilnehmen.
Der Telepolis-Artikel von Konrad Hartmann-Meister geht in diesem Stil noch mehrere Absätze lang weiter und ist in Gänze lesenswert.
Ebenfalls ironisch geht der Blogger Lucas Schoppe das Thema an – mit einem offenen Brief an den Deutschen Frauenrat.
Die totalitäre Haltung, die im Vorgehen des Frauenrats zum Ausdruck kommt, ist auch Gegenstand einer Analyse des Blogs Kritische Wissenschaft, das herausgefunden hat, dass der Frauenrat vom Bundesministerium für Frauen jährlich mit über 500.000 Euro aus Steuermitteln finanziert wird. Wir alle bezahlen bare Münze dafür, dass uns Feministinnen missliebige Inhalte vorenthalten.
Diese Erkenntnis ging inzwischen in einen weiteren Artikel der Frankfurter Allgemeinen ein, der von Frank Lübberding verfasst wurde:
Der Verband wird übrigens aus öffentlichen Mitteln des Bundesfamilienministeriums finanziert, wenigstens noch solange wie die Eintrübung der Weltwirtschaft die deutsche Ökonomie nicht zu hart treffen sollte. Es scheint neuerdings die Aufgabe des Frauenrats zu sein, die deutsche Wacht über "schlechten Stil" und "schlechten Geschmack" vom legendären Helmut Oeller zu übernehmen. Was dem Frauenrat recht ist, kann der CSU eigentlich nur billig sein. (...) Allerdings ist die Politik zumeist nicht mehr so tollkühn wie manche Verbände. (...) Insofern ist der WDR-Skandal um die Löschung der "hart aber fair"-Folge ein Indiz für den Umgang mit gesellschaftspolitischen Konflikten. Man will sie unter den Teppich kehren.
Apropos: In der Wikipedia wurde der Hinweis auf die Zensur der "Hart-aber-fair"-Sendung selbstverständlich sofort wegzensiert.
Das Schlusswort für diesen Beitrag gebührt einem Comic von Erzählmirnix: Was die Landesarbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten in NRW eigentlich sagt.
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