Mit der Fachkonferenz "Präventionsmaßnahmen gegen häusliche Gewalt: Was kann Schule machen?" startet das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine bundesweite Initiative für Präventionsmaßnahmen bei häuslicher Gewalt im schulischen Bereich.
Vor mehr als 200 Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland eröffnete der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Hermann Kues, die Tagung und betonte dabei die wichtige Bedeutung der Schulen: "Schule nimmt eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung häuslicher Gewalt ein. Die Kultur des Hinschauens und Handelns muss sich deshalb auch und besonders in den Schulen etablieren."
Die Konferenz versteht sich als Kick-Off-Veranstaltung, mit der insbesondere die Verantwortlichen auf Landesebene für weitere Aktivitäten zur Prävention von häuslicher Gewalt im Verantwortungsbereich der Schule gewonnen werden sollen. Die saarländische Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und Kultur, Annegret Kramp-Karrenbauer, wies als Präsidentin der Kultusministerkonferenz auf die Rolle der Bundesländer hin: "Wir sollten darauf hinwirken, in den Ländern bestehende Strukturen und Möglichkeiten bekannt zu machen, bestehende Kooperationen weiterzuentwickeln und die Möglichkeiten, das Thema im Unterricht aufzugreifen, zu nutzen", so Kramp-Karrenbauer.
Häusliche Gewalt ist keine Seltenheit. Frauen und Kinder sind davon in besonderem Maß betroffen: Etwa jede vierte Frau, die in Deutschland lebt, ist selbst schon einmal Opfer von Gewalt geworden. Das belegt eine Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2004. Und: Gewalt gegen Mütter trifft immer auch deren Kinder:
57 % der Befragten gaben an, die Kinder hätten die Gewaltsituationen gehört; 50 % sagten, die Kinder hätten sie gesehen.
Etwa 21 % bis 25 % gaben an, die Kinder seien in die Auseinandersetzungen mit hineingeraten oder hätten die Befragten zu verteidigen versucht. Jedes zehnte Kind wurde dabei selbst körperlich angegriffen.
Mädchen, die in ihrer Kindheit und Jugend körperliche Auseinandersetzungen zwischen den Eltern miterlebten, haben im Erwachsenenalter mehr als doppelt so häufig selbst Gewalt durch (Ex-)Partner erlitten als Frauen, die im Kindesalter keine Zeuginnen elterlicher Gewalt geworden sind.
Das Modellprojekt BIG gehört zu einer Kette von Initiativen, mit der das Bundesfamilienministerium eine "Kultur des Hinschauens und Handelns" im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt etablieren will. Neben dem "Aktionsplan II der Bundesregierung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen" haben das Programm "Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme" sowie der Nationale Aktionsplan "Für ein kindergerechtes Deutschland 2005 - 2010" (NAP) grundlegende Strukturen für einen besseren Schutz des Kindeswohls geschaffen.
Achtung: Männer erhalten nach Angaben der "BIG Hotline bei häuslicher Gewalt gegen Frauen" vom 28.02.2006 keine Beratung. Dies gilt möglicherweise auch dann, wenn sich Männer erkundigen wollen, wie sie einer gewaltbetroffenen Frau helfen können. Wenn sich Männer dennoch fachkundigen Rat bei der "Berliner Interventionszentrale gegen häusliche Gewalt" holen wollen, müssten sie daher eine Frau bitten, bei der BIG Hotline anzurufen.