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"Das fragile Geschlecht"
Mit Walter Hollsteins aktuellem Buch als Aufhänger widmet sich Christine Brinck für den Berliner "Tagesspiegel" der Männerkrise. Ein Auszug:
Auch wenn die Forschung manches jetzt erst unter die Lupe nimmt, neu ist nicht alles. Schon immer wurden Buben als Zumutung empfunden. So kannten schon die Römer den Spruch „Jungs sind eben Jungs“. Sie waren stets wandelnde pädagogische Desaster. Ihre sprachliche Beschränktheit wurde schon vor Jahrhunderten beklagt. So lamentierte John Locke 1693 über die Unfähigkeit der jungen Herren, „Leichtigkeit, Klarheit und Eleganz“ in der englischen Sprache zu entwickeln. Ein Zeuge der Londoner Schulkommission von 1868 beobachtete bereits lange vor Feminismus und Geschlechterhysterie: „Die Mädchen kommen, um zu lernen, Buben muss man antreiben.“ Aus dem australischen New South Wales zeigen Statistiken seit 1884, dass Mädchen stets proportional besser abschnitten als die Jungen, außer in Mathe, Geologie, Musik und Naturwissenschaften. Die Mängel so vieler Jungen, wie ihre sprichwörtliche Lesefaulheit, wären vor 40 Jahren nicht weiter aufgefallen: Mädchen waren keine Konkurrenz und die Arbeitswelt rief (noch) eher nach Muskelkraft als nach Sprachvermögen. Dienstleistungs- und Kommunikationsjobs erfordern indes sprachliche Fähigkeiten, und die sind die natürliche Domäne der Mädchen. Die Schulen (und Eltern) haben in den vergangenen Dekaden die Mädchen nicht unbedingt bevorzugt, aber versäumt, die Jungen an die veränderte Arbeitswelt heranzuführen. Und just dann, wenn die armen Buben in der Pubertät von Testosteron überschwemmt werden, wird ihr Lehrplan mit sprachlichen Anforderungen getränkt. Das ist allemal für die Jungen aus der Unterschicht wie ein Todeskuss. Die Pädagogik passt nicht zur Biologie.
Man muss nicht allem zustimmen, aber dieser Artikel gibt der aktuellen Diskussion zumindest ein paar neue Impulse.
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